Licht im öffentlichen Raum

Licht im öffentlichen Raum

Licht im öffentlichen Raum: wichtiger denn je

Wachsendes Umweltbewusstsein, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien verändern die Art und Weise, wie Licht im öffentlichen Raum eingesetzt und wahrgenommen wird. Worauf es bei der Planung jetzt ankommt, haben wir für Sie zusammengefasst.

Raus an die frische Luft – wie wichtig der Zugang zum öffentlichen Raum für uns ist, haben uns die entsprechenden Einschränkungen in der Covid-19-Pandemie verdeutlicht. Zeitweise gehörte der Gang in die Natur zu den wenigen verbliebenen Freiheiten. Andauernde Abstands- und Maskenregelungen in Innenräumen dürften auch weiterhin für einen anhaltenden Bedarf an zugänglichen Freiflächen sorgen.

Die Herausforderung: gesellschaftlichen Bedürfnissen nachhaltig gerecht werden

Erhebliche öffentliche Gelder fließen in die Verbesserung der Infrastruktur und Gestaltungsqualität urbaner Freiräume. Gleichzeitig versteht man die Auswirkungen von Kunstlicht auf die Umwelt immer besser. Neue Projekte wie auch die Modernisierung bestehender Anlagen erfordern eine umweltfreundliche Beleuchtung, die die Nacht respektiert und eine Balance mit den ästhetischen und funktionalen Ansprüchen der Nutzer herstellt.

Neue Technologien unterstützen diesen Ansatz, etwa mit wärmeren Farbtemperaturen und dem Einsatz intelligenter Steuerungen. Sie helfen dabei, Licht nur dort und dann einzusetzen, wo es für die Menschen benötigt wird. Das Verständnis dafür, dass heller nicht gleich sicherer ist, wächst – ebenso wie das Bewusstsein für die Aufenthaltsqualität und dafür, dass bei Lichtleistung und Anzahl der Leuchten Qualität vor Quantität gehen sollte.

Licht im öffentlichen Raum – darauf kommt es an

Die folgenden Punkte sollten für eine zeitgemäße und zukunftssichere Planung von Beleuchtung im öffentlichen Raum berücksichtigt werden:

1. Nutzungsorientiert planen

Wie Bewohner einen städtischen Raum nutzen, sowohl bei Tag als auch bei Nacht, ist ein zentraler Faktor für jedes Lichtkonzept. Während ein Spielplatz hauptsächlich bei Tag genutzt wird, sind auf Geh- und Radwegen von der Morgendämmerung bis in die Nacht Menschen unterwegs. Auch an Grill- und Picknickplätzen treffen sich Freunde und Familien nach Einbruch der Dunkelheit. Der Erfolg eines Lichtkonzepts beruht einerseits darauf, mit effektiver Beleuchtung funktionale Räume zu schaffen, andererseits aber auch darauf, die Erwartungen und Bedenken aller Betroffenen zu berücksichtigen.

2. Artenvielfalt schützen, Lichtverschmutzung minimieren

Lichtverschmutzung nimmt weltweit betrachtet rapide zu. Wir müssen die Auswirkungen von übermäßiger Beleuchtung verstehen und unsere soziale Verantwortung wahrnehmen – schließlich dient die Beleuchtung primär menschlichen Bedürfnissen. Es gilt daher, Lichtverschmutzung zu minimieren und Ökosysteme – Flora und Fauna – zu schützen.

Insbesondere kurzwellige Lichtanteile (UV/Violett/Blau) haben einen negativen Einfluss auf Wildtiere, zum Beispiel auf wandernde Arten wie Nachtfalter und andere Nachtinsekten, auf Zugvögel, Schildkröten und Pinguine. Das Licht kann ihr Verhalten verändern, ihr Überleben und ihre Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen und indirekt die Verfügbarkeit von Lebensraum und Nahrungsressourcen beeinflussen. Künstliches Licht verändert die biochemischen/zirkadianen Rhythmen – nicht nur bei Wildtieren, sondern auch beim Menschen. Und natürlich trägt Lichtverschmutzung über ihren Energieverbrauch auch zu unseren CO2-Fußabdruck bei. Daher sollte in öffentlichen Freiräumen der Anteil an kurzwelligem Licht auf ein Minimum beschränkt werden, günstiger sind extrem warme Lichtfarben wie Amber bzw. Amber (PC).

3. Licht intelligent steuern, Streulicht reduzieren

Intelligente und umweltbewusste Lichtplanung setzt Licht nur ein, wo und wann es benötigt wird. Zum Beispiel kann man Beleuchtung timergesteuert an typische Nutzungszeiten anpassen. Smarter ist es, das Licht durch Bewegungsmelder automatisch nach Bedarf auf- und abzudimmen: So lässt sich die Sicherheit der Menschen gewährleisten, während die Fauna in der Umgebung möglichst wenig gestört wird. Ebenso wichtig ist die Ausrichtung von Leuchten und die Qualität ihrer Optiken. Die Abschirmung der Leuchten gegen unerwünschtes Streulicht hat einen großen Einfluss. Lichtverschmutzung lässt sich insbesondere mit Leuchten reduzieren, die nach oben abgeschirmt sind. Die ADSA (Australasian Dark Sky Association) publiziert eine Liste zertifizierter Leuchten (https://www.australasiandarkskyalliance.org/certified-luminaires), die den strengen Maßstäben dieser Organisation für „Dark Sky“-freundliche Beleuchtung entsprechen.

4. Sicherheitsgefühl erhöhen

Lange Zeit galt es als selbstverständlich, dass mehr Licht auch zu mehr Sicherheit führt. Moderne Ansätze in der Lichtplanung räumen jedoch mit diesem Mythos auf und rücken die Qualität und Zusammensetzung der Beleuchtung stärker in den Vordergrund. Jüngere Studien, wie z. B. eine Gemeinschaftsstudie von Arup und XYX Labs an der Monash University in Melbourne, befragten Frauen nach ihrem Sicherheitsgefühl im städtischen Raum. Die Ergebnisse zeigen, dass hohe Beleuchtungsstärken nicht zwingend mit dem Sicherheitsempfinden korrelieren. Vielmehr ergab die Studie unter anderem, dass eine wärmere Farbtemperatur das Sicherheitsgefühl erhöht. Am sichersten empfanden Frauen eine gleichmäßige Beleuchtung, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt. Grelles Flutlicht mit starken Kontrasten, Blendung und Dunkelzonen jenseits von Wegen wurde dagegen als bedrohlich empfunden. Die Studie bestätigt weiter, dass Frauen hochwertiges LED-Licht bevorzugen, unter dem sie Formen und Farben gut unterscheiden können, was zu einem Gefühl der Sicherheit beiträgt.

Grundsätzlich sind für die Orientierung und das Sicherheitsgefühl die vertikalen Leuchtdichten auf den Gesichtern der Menschen ebenso wichtig ist wie die horizontalen auf Bodenhöhe. Eine Beleuchtung, die vertikale und horizontale Anteile umfasst, erleichtert das Erkennen von Menschen und ihren Bewegungen im Raum.

5. Auf die Umgebung eingehen

Weitere Faktoren für die Lichtplanung sind der Ort und Kontext des Projekts: In einem urbanen Umfeld können moderne, elegante Leuchten Designakzente setzen, in einer historisch geprägten Umgebung werden eher Leuchten bevorzugt, die sich unauffällig einfügen. Das Gleiche gilt für die Masten. Um ihre Zahl in Grenzen zu halten, können mehrere, in unterschiedliche Richtungen abstrahlende Leuchten am gleichen Mast montiert werden. Bei der Beleuchtung von Park- und Grünanlagen sollten Planer das zukünftige Wachstum von Bäumen und Pflanzen bei der Auswahl und Platzierung der Leuchten einkalkulieren.

6. Die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie finden

In der Praxis limitieren Budgets den Umfang und den kreativen Spielraum jedes Projekts. Die höhere Anfangsinvestition in qualitativ hochwertige Leuchten macht sich in der Regel langfristig bezahlt, weil die Betriebs-, Wartungs- und Instandhaltungskosten über die längere Lebensdauer geringer sind. Jedes Lichtkonzept muss divergierende Anforderungen vereinen – aber an einem klar definierten Ziel und einer Begrenzung der Beleuchtung auf ein notwendiges Maß kommt heute keine Planung mehr vorbei. Umweltfreundliche Lichtkonzepte nutzen möglichst Leuchten, die recyclelte Materialien enthalten und ihrerseits am Ende ihrer Lebensdauer weitgehend recycelbar sind. Produkte mit Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declarations, EPDs) sind entsprechend zertifiziert. Weitere Informationen finden Sie hier

7. Lokale Normen erfüllen

Selbstverständlich muss jedes Lichtkonzept den Normen und Vorschriften des jeweiligen Standorts entsprechen. Dazu gehören in Deutschland unter anderem folgende Normen: DIN EN 12464 Arbeitsstättenbeleuchtung, DIN EN 12193 Sportstättenbeleuchtung und DIN EN 13201 Straßenbeleuchtung, darüber hinaus die Bauordnungen, Vorschriften und Richtlinien der Länder und Gemeinden sowie entsprechende Wartungs- und Instandhaltungspläne.

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