LICHT INSZENIERT DIE TEXTILE MEMBRAN
„Kleider machen Leute“, das gilt auch für den schlichten, kubischen Baukörper der Textilakademie NRW in Mönchengladbach. Eine Membranhülle verwandelt das Ausbildungszentrum für Textilberufe in einen schimmernden Blickfang – insbesondere nachts, wenn die Fassadenbeleuchtung mit der Transparenz des Materials spielt.
Mönchengladbach ist ein traditionsreicher Textilindustrie-Standort. Hier, auf dem Campus der Hochschule Niederrhein, befindet sich der Neubau der Textilakademie NRW, einer privaten Berufsschule in Trägerschaft von regionalen Branchenverbänden. Der Entwurf des Düsseldorfer Büros Slapa Oberholz Pszczulny SOP Architekten setzt die Bauaufgabe mit starker Symbolik um: In Form einer textilen Hülle, die sich wie ein maßgeschneidertes Kleid silbrig schimmernd um den funktionalen Baukörper schmiegt. Die rund 2.100 m² große Membran ist aus einzelnen Stoffbahnen zusammengefügt, die – abwechselnd vor und hinter den Seilen gespannt – ein unregelmäßiges Wellenmuster bilden.
Mit dieser bewegten Form der Membran kontrastiert die klare Geometrie des dreigeschossigen Kubus, den sie umhüllt. Er enthält ein zentrales Atrium, Lehr- und Verwaltungsräume sowie eine Aula. Die Fensterflächen liegen hinter der Hülle verborgen, die sich nur am Eingangsbereich öffnet, wo sie Schüler und Besucher mit einer großzügigen Glasfassade empfängt.
Für die ungewöhnliche Textilfassade entwickelten die Lichtplaner von Maass-Licht ein Beleuchtungskonzept, das die geschwungene Vorhangfassade mit Uplights in Form von Bodeneinbauleuchten und Strahlern dezent illuminiert. Durch die Stärke der Beleuchtung lässt sich die Transparenz der Textilmembran steuern, um die komplexe Formsprache der Gebäudehülle in Szene zu setzen. Die Planer wählten als Werkzeuge für dieses Konzept ETC140-GB Bodeneinbauleuchten sowie FLC141 Scheinwerfer, die auf dem Vordach des Eingangsbereichs montiert wurden. Extrem engstrahlende LED-Optiken mit zusätzlichen Wabenrastern sorgen für die nötige Präzision und optimalen Blendschutz.
Die lebhafte Reaktion der metallisch schimmernden textilen Hülle auf wechselnde Lichtbedingungen trägt viel zur Faszination des Gebäudes bei. Während die Membran tagsüber trotz einer Durchlässigkeit von etwa 48 % fast undurchsichtig erscheint, kehrt sich dieser Effekt bei Dunkelheit um: Dann zeichnen sich die erleuchteten, unterschiedlich großen und unregelmäßig über die Fassade verteilten Fensterflächen unter der von den Uplights modellierten Hülle ab – es entsteht ein eigenständiges nächtliches Erscheinungsbild.
Bauherr: Textilakademie NRW, Mönchengladbach
Architekten: Slapa Oberholz Pszczulny SOP Architekten, Düsseldorf
Lichtplanung: Maass-Licht, Hamburg/Mainz/Hannover
Planung der Membranfassade: FormTL Ingenieure für Tragwerk und Leichtbau, Radolfzell
Fotos: Thomas Mayer