Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow

Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow

Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow: Licht nach Maß für ein monumentales Wunderwerk der Technik

Funktionale Riesenmaschine und architektonische Attraktion in einem, das ist das neue Schiffshebewerk im brandenburgischen Niederfinow nordöstlich von Berlin. Seit seiner Inbetriebnahme 2022 befördert es bis zu 110 Meter lange Schiffe in weniger als 20 Minuten 36 Meter hoch von der Alten Oder aufs Niveau des Oder-Havel-Kanals – und zurück. Für optimale Sichtbedingungen sorgen projektspezifisch modifizierte LED-Mastleuchten und Scheinwerfer von WE-EF.

Ein Schiffshebewerk ist angewandte Physik: Sein wassergefüllter Trog wiegt immer gleich viel, weil ein Schiff genau so viel Wasser verdrängt, wie es selbst wiegt. Große Gegengewichte gleichen die Last komplett aus. Die Kraft der Antriebe muss somit nur die Reibung, die Anfahrkräfte und geringe Differenzen des Wasserstands überwinden. Trotz dieses elegant einfachen Prinzips sind Schiffshebewerke in der Praxis dennoch gigantische und komplexe Anlagen. Das macht sie zur Rarität – in Deutschland sind aktuell nur drei in Betrieb, gleich zwei davon in Niederfinow. Hier verbinden sie als Teil der Oder-Havel-Wasserstraße Berlin und Stettin, dabei überwinden sie eine Höhendifferenz von 36 Metern. Das 1934 eröffnete alte Hebewerk gilt bis heute als ingenieurtechnische Meisterleistung: Zuverlässig und unverdrossen tut es seinen Dienst, ist allerdings für moderne Binnenfrachtschiffe inzwischen zu klein und wurde so zum Nadelöhr.

Ein Neubau der Superlative

Das neue Schiffshebewerk ist ein Bauwerk der Superlative. Die Planungen begannen bereits 1992, die Bauzeit erstreckte sich von 2008 bis zur offiziellen Inbetriebnahme im Oktober 2022. Mit seinen vier Pylonen aus Sichtbeton ist es 133 Meter lang und fast 55 Meter hoch. Die Trogwanne ist 12,50 Meter breit, 4 Meter tief und wiegt wassergefüllt enorme 9800 Tonnen. Das alte Hebewerk, das noch bis 2025 in Betrieb bleiben soll, ist schon seit jeher eine beliebte Attraktion für Besucher der Region. Daher ist auch in den Neubau ein Besucherumgang integriert, der in 40 Metern Höhe faszinierende Einblicke in die Technik erlaubt. Noch zehn Meter höher liegt zwischen den östlichen Pylonen der Bedienstand, der im Normalbetrieb mit nur einer Person besetzt ist. Die gesamten, weitgehend automatisierten Betriebsabläufe und Sicherheitssysteme des Hebewerks wurden vorab an einem 3 D-Model, dem sogenannten digitalen Zwilling, intensiv erprobt und getestet.  

Hohe Anforderungen ans Licht

Eine Einfahrt ins Schiffshebewerk ist auch für erfahrene Binnenschiffer anspruchsvolle Maßarbeit. Entsprechend wichtig sind optimale Sichtbedingungen – und angesichts der Betriebszeiten des neuen Hebewerks, die außer während einer Winterpause im Januar und Februar täglich von 6 bis 22 Uhr reichen, auch optimale Lichtbedingungen. Die Anforderungen dafür sind in der DIN 67500 zur Beleuchtung von Schleusenanlagen festgelegt.

Die normgerechte Ausführungsplanung der Beleuchtung entwickelte das Ingenieurbüro EIT aus Stendal auf Basis von Berechnungen der Elektroplaner von DriveCon zusammen mit WE-EF. Das Rückgrat des Konzepts bilden Mastansatzleuchten vom Typ PFL540, die an Kippmasten des Spezialisten Pfeiffer in unterschiedlichen Lichtpunkthöhen (8 m in den Vorhäfen und 6 m auf dem Trog) montiert sind – sowohl entlang der Spundwände des oberen und unteren Vorhafens als auch an der Trogwanne selbst. Dabei punktete die moderne LED-Mastleuchte nicht nur mit ihrer Effizienz und der hohen Präzision ihrer Linsenoptiken, sondern auch mit ihrer Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Da eine optimale Ausleuchtung der Spundwände für die Sicherheit des Betriebs essentiell ist, spezifizierten die Planer mit den WE-EF Beratern eine maßgeschneiderte Hybridoptik. Sie besteht aus zwei LED-Modulen mit asymmetrisch seitlich gerichteter Lichtverteilung [S60] nach vorn und zwei weiteren, um 180° gedrehten LED-Modulen mit asymmetrisch seitlich gerichtete Lichtverteilung [S70] nach hinten.

Sonderlösungen „nach Maß“

Die Anlage ist durchgängig in der neutralweißen Lichtfarbe 4000 K beleuchtet. Je nach Masthöhe werden Leuchten mit 36 W, 54 W und 72 W Anschlussleistung eingesetzt, um die erforderlichen Beleuchtungsstärken auf der Zielfläche zu erreichen. Für den kritischen Bereich der Trog- und Haltungstore wünschten sich die Betreiber eine zusätzliche, gezielte Ausleuchtung. WE-EF löste diese Aufgabe mit einer weiteren Modifikation der Mastansatzleuchten: Die betreffenden Lichtpunkte erhielten Leuchten, die am Gehäuse eine Montageplatte für zusätzliche Scheinwerfer tragen. WE-EF stattete diese Leuchten ab Werk mit seinen FLC141 LED-Scheinwerfern in der Charakteristik „mediumstrahlend“ aus. Schließlich zeigte der Hersteller auch bei der Farbgebung der Leuchten seine Flexibilität: Mit einer Pulverbeschichtung in „Goldgelb“ (RAL 1004) fügen sie sich an den blauen Stahlrohrmasten in das vom leitenden Architekten Udo Beuke (Bundesanstalt für Wasserbau) vorgegebene Farbkonzept mit Akzenten in Gelb und Blau am ansonsten roh belassenen, hellgrauen Baukörper aus Sichtbeton mit Glasfassade.

Der spektakuläre Neubau des Schiffshebewerks in Niederfinow stärkt den Güterverkehr auf dem Wasser als einen ökologisch vorteilhaften Transportweg. Dazu passt die langlebige, im Betrieb hoch effiziente und nachhaltig produzierte Lichttechnik von WE-EF perfekt – nicht zuletzt, weil sie durch die Flexibilität und Kompetenz des Herstellers individuell an das anspruchsvolle Projekt angepasst wurde.

Projektdaten

Projekt: Neues Schiffshebewerk in Niederfinow, Hebewerkstr. 70a, 16248 Niederfinow, https://schiffshebewerk-niederfinow.com
Bauherr: Wasserstraßen-Neubauamt Berlin
Architektur: Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe
Elektroplanung und Beleuchtungsberechnung: DriveCon, Dettelbach
Ausführungsplanung Elektro und Beleuchtung: EIT, Stendal
Tragwerksplanung: Werner Sobek AG, Stuttgart
Prüfung Entwurfsplanung/Statik: Krebs + Kiefer, Berlin
Ausführung: Bilfinger Construction/Implenia Construction, Raunhein, NL Berlin; DSD Stahlbau, Saarlouis; Johann Bunte, Papenburg; Siemag Tecberg, Haiger; ABB, Mannheim, NL Magdeburg
Bauleitung: Wasserstraßen-Neubauamt Berlin
Fertigstellung: Oktober 2022
Fotos: Frieder Blickle für WE-EF

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